Trainingslager in Os (Norwegen)

+++ STOP +++ NICHT +++ NACH +++ UNTEN +++ SCROLLEN

Freitag, 19.08.2022

Heute brach nun der letzte Tag unseres Trainingslagers an. Der erste Gang führte die Kader nicht zum Frühstücksbuffet (Toilettengang nicht mit eingerechnet), sondern an ein kleines Häuschen, an das (vermutlich) Peter eine kleine Liste aufgehängt hatte, auf die alle schon sehr gespannt waren.

Letztes Frühstück im Camp

Traditionell fand nämlich die Abschlussstaffel statt und auf der angepinnten Liste standen die Teamzusammensetzungen.  Ein Staffel bestand aus drei Läufer*innen. Die Teams wurden von Peter so zusammengestellt, dass diese möglichst ausgeglichen waren. Jeder Läufer musste zwei Strecken absolvieren, wobei nach Bekanntgabe der Teams die Köpfe zusammengesteckt wurden, um die richtige Taktik zu wählen. Die Bahnen waren unterteilt in lang, mittel und kurz und dann noch einmal in lang-lang, lang-kurz, mittel-lang, mittel-kurz, kurz-lang und schließlich kurz-kurz. Wir waren wieder auf dem Fjell, auf dem schon der Postennester-OL stattgefunden hatte. Es war recht stürmisch, aber ab und zu lugte die Sonne hervor. Auch waren die Temperaturen genau richtig für diesen Lauf. Es war nochmals ein toller Lauf, wenngleich auch anstrengend über die „Watte“ zu laufen. Wahnsinn, keine Staffel hat Dis gemacht. Gewonnen haben: Martin, Liv-Grete, Emilia.

Am Nachmittag wurde im Camp geputzt, gekocht, gewaschen und nebenbei noch ein Mikro-OL durchgeführt. Danke an die Julius, Karl und Aiko, die sich den Mikro-OL ausgedacht haben und an Lennart und Niklas, die die Karte vom Campingplatz erneuert haben. Abends wurde noch einmal gegrillt. Tja, und danach hieß es packen, packen, packen. Morgen früh um 7:00 Uhr wird es Frühstück geben und dann heißt es Abschied nehmen. Danke an Astrid vom Campingplatz Røste, die uns immer unterstützt hat und ein offenen Ohr für uns hatte.

Donnerstag, 18.08.2022

Nicht alle Norweger sind OL-Fans. Dies mussten wir leider heute erfahren. Neben allem anderen ist es auch eine Herausforderung für jedes Training einen geeigneten Parkplatz für 8-10 Kleinbusse und PKW in der Nähe des geplanten Ziels zu finden. Auf Anraten unserer Kontaktpersonen vor Ort hat die Besatzung des ersten Autos, also des „Postensetzerautos“, bei einem Gehöft am Rande des Trainingswaldes nachgefragt, ob es möglich ist, dass an der Straße neben seinem Hof für 2-3 Stunden 10 Autos parken. Der Besitzer machte unmissverständlich deutlich, dass er OLer in diesem Wald nicht mag, da wohl die Jagdsaison bevorsteht. In anderen Wälder gern, aber nicht hier. Daher hatten die Kader unverhofft freie Zeit am Vormittag, die statt des Wettkampfes für den täglichen Einkauf und die Auswertungen der Läufe vom Vortag genutzt wurden. Mittags gab es wie (fast) immer kaltes Buffet.

Dank Tilo, der den von Hannah vorbereiteten, aber nicht durchgeführten Nacht-OL noch in eine Normal-OL umgewandelt hat, konnte am Nachmittag doch ein Abschluss-Wettkampf stattfinden. Das Laufgebiet lag wieder dort, wo am Sonntag bereits der Trainingswettkampf stattgefunden hatte. Trotz Nieselregen war es wieder toll. Dieses Gefühl, über die Sümpfe zu laufen, ist einfach irre schön. Begleitet wurde der Lauf vom Gebimmel der Glöckchen, die die Schafe hier tragen und die sogar direkt am Posten gesichtet wurden.

Mittwoch, 17.08.2022

Brrr…. es war kalt am Morgen und es regnete leider. Das Frühstück wurde daher nicht an den Picknicktischen verzehrt, sondern eher in den warmen Hütten. Naja, bis auf wenige Ausnahmen…

Um 9:15 Uhr startete der Tross an einen See südlich von Tynset „Svarttjønna“, d.h. ca. 40-50 Minuten Anfahrt. Der Regen hat zum Glück nachgelassen, aber der Wald war natürlich nass. Heute wurden Staffelstarts trainiert. Das Gelände war nicht so fein strukturiert, wie wir es aus den vorherigen Einheiten gewohnt waren. Dies ermöglichte eine höhere Laufgeschwindigkeit, was bei Staffelstarts mit Gegnerkontakt erwünscht war.
So sind auch die meisten mit dem Gelände gut zurecht gekommen. Allein das leidige Problem mit dem Kompass, Kontrolle der Ablaufrichtung und Halten der Richtung kommt eben immer wieder vor.
Trotz des wirklich kalten Wetters ließen sich einige das Bad im See nicht nehmen.

Da uns am späten Nachmittag noch ein Trainingswettkampf erwartete, gab es ausnahmsweise ein warmes Mittag: Nudeln mit Tomatensoße und 8 kg (ungekocht) Milchreis, der dann auch noch am Abend auf viele Liebhaber stieß. Gegen 16:00 Uhr war Abfahrt nach Dalsbygda, wo der Trainingswettkampf stattfinden sollte. Dieser wurde von einem regionalen OK organsiert und war gleichzeitig auch ein Lauf für die hier ansässigen OLer. Traditionell wird hier mit Emit gelaufen, so dass unsere Sportler*innen erste Erfahrungen mit diesem System sammeln durften. Danke an Jon, der für alle die Emits organisiert hatte. Hinterher hieß es von den alten Hasen (gemeint sind die Betreuer): “O, das erinnert ja an früher an die baumelnden Zangen, die man erst mal fangen musste.” Einige Stationen baumelten tatsächlich einfach am Baum, aber das kennt man ja auch von kleinen lokalen OLs aus Deutschland. Das Laufgelände war gekennzeichnet durch sehr gut belaufbaren Wald und durch ein meist flaches Höhenprofil. Im Vergleich zu den Läufen der Vortage waren die Bahnen scheinbar sehr einfach. Hörten wir nach dem Lauf tatsächlich motzende Kommentare, dass der Lauf zu einfach war? Ok, der Lauf erinnerte eher an einen Crosslauf. Das führte bei vielen dazu, dass die Ohren angelegt worden sind und losgespurtet wurde. Dabei vergaßen dann doch einige prompt, den Kompass zu benutzen bzw. zu kontrollieren und/oder den Maßstab 1:7.500 zu berücksichtigen. Die Karte, auf der für norwegische Verhältnisse erstaunlich viele Wege eingezeichnete waren, verleitete aber auch dazu. Am Ende wurden dann doch recht viele Fehler gemacht. Also gab es eigentlich keinen Grund sich über die Bahnen zu beschweren.

Dienstag, 16.08.2022

It’s raining men … Sommer, Sonne, Sonnenschein – so könnte man den Tag beschreiben. In der Nacht hatte es bereits wie aus Eimern geschüttet und ordentlich gestürmt, am Morgen saßen wir wieder im T-Shirt und teils mit Sonne beim Frühstück. Die Wetterprognosen schwankten so stark, dass man eigentlich nicht genau wusste, was man am besten zum Training einpacken sollte: Regenjacke oder doch lieber die Badehose? OL ist so toll: die Aufstellung zur Abfahrt erfolgte nach der Anzahl der Jahre, die man OL aktiv betreibt. Unglaublich, aber zwischen 2 und 56 Jahren war alles dabei. Das sagt doch einiges über die Gruppe(ndynamik) aus. Wirklich toll!

Heute führte uns das Training nach Skarvdalen und auf einen Fjell, der ca. 1,5 km vom Parkplatz entfernt lag. Auf dem Fjell angekommen hatten wir einen atemberaubenden Blick auf flache, moos- und flechtenbewachsene Hügel und Senken, Sümpfe und kleinere sowie mittelgroße Seen. Typisch Fjell wachsen hier maximal Krüppelbäumchen und einige Sträucher. Auf der Karte waren heute Postennester eingezeichnet, die individuell angelaufen wurden. Hierbei müssen die Posten in den Nestern zwar alle, aber in frei gewählter Reihenfolge gelocht werden. Volle Konzentration, Vorplanung, Kompasslauf, da sich das Gelände kaum änderte, sowie die Nutzung der Sümpfe und Höhen als Leitlinien waren durchaus von Nutzen. Das Laufen über das Fjell ist einfach wunderbar. Einerseits läuft man wie auf einer Wolke aus Watte, andererseits rutscht man auf den Blumenkohl-Flechten aus, stolpert wiederum an anderen Stellen durch die knorrigen Büsche und/oder holt sich nasse Füße (oder auch etwas mehr) in den Sümpfen.

Aufgrund des angekündigten Regenwetters wurde am Nachmittag das geplante Staffelstart-Training mit den OL-Intervallen, die eigentlich erst am Mittwochvormittag stattfinden sollten, getauscht. Bei diesem Training wechseln hohe Belastung auf wenigen Postenverbindungen und kurze Erholungsphasen miteinander ab. Die OL-Intervalle laufen im Prinzip genauso wie die Staffelstarts ab, werden aber einzeln gelaufen. Das Laufgelände war mit der Karte des Nacht-OL identisch, so dass die regennassen Läufer nach dem Zieleinlauf direkt unter die schöne heiße Dusche springen konnten.

Tolle Gewitterfront am Campingplatz …. kurz vor Beginn des zweiten Trainings

Montag, 15.08.2022

Dieser Tag sollte ganz entspannt werden. Norwegen beschied uns wieder einen tollen Sommertag. Die meisten konnten bis kurz vor 9:00 Uhr schlafen, da das Frühstück an unserem Ruhetag erst ab 9:00 Uhr stattfinden sollte. Die Ausnahme stellten zwei Betreuer dar, die bereits um 7:30 Uhr zum Einkauf in den bzw. die Supermärkte nach Røros aufgebrochen sind, dafür aber mit dem Ausblick auf einen (lebenden) Elch am Straßenrand belohnt wurden.

Nach dem Frühstück verlief die Gestaltung des Tages recht unterschiedlich. Ein Teil der Gruppe begab sich erneut nach Røros, um ins Museum zu gehen. Dort erfuhren die Teilnehmer viele spannende Dinge über die Kupferbergwerke und die Verhüttung von Kupfer erfahren, die bis 1977 in Røros erfolgte. Ein anderer Teil ist einfach nach Røros gefahren, um ein bisschen durch das Örtchen zu bummeln. Und schließlich gab es noch einige, die auf dem Campingplatz gechillt haben oder mit Gustav Auswertung gemacht haben.

Nach dem middag ist ein großer Teil an einen Badesee gefahren, einige wenige (vor allem Betreuerinnen) genossen eine kleine Shopping-Tour durch Røros und durften prompt auf der Fahrt nach Røros ebenfalls einen Elch erleben. Eine weitere Gruppe ist in den Wald zum Blaubeeren Sammeln gegangen, da nochmals Blaubeersuppe gewünscht wurde.

Treffpunkt war gegen 17:45 Uhr am Campingplatz, wo Ellen für alle Zimtschnecken (ca. 120 Stück) gebacken hat. O Mann, waren die lecker…

Um 18:15 Uhr hieß es wieder Stabi und Dehnung mit Emil. In dieser Zeit wurde wie immer das Abendessen vorbereitet (Soja-Geschnetzeltes in Sahnesoße mit Nudeln oder Perlcouscous, die noch von gebratenen Pfifferlingen und Pigsopp abgerundet werden durften. Die Pilze wurden am gestrigen Tag von einigen fleißigen Pilzsammlern „gepflückt“ (denn suchen muss man hier eigentlich nicht), als die OLer im Wald ihren Trainingswettkampf absolviert haben.

Sonntag, 14.08.2022

Alter Schwede, äh Norweger, was für ein toller Sommertag. Da heute Sonntag war und „nur“ ein Trainingswettkampf angesagt war, durften alle wieder etwas länger schlafen. Nein im Ernst, ein Kader hatte beim Häuptling wegen eines etwas späteren Frühstücks angefragt, was bei allen auf Zustimmung stieß. Danke, Konsti. 😊

Unser Wettkampfgebiet führte uns in die Nähe von Dalsbygda. Heute mussten alle erworbenen Kenntnisse über den Orientierungslauf in Norwegen angewandt werden: Höhenprofil lesen und nutzen, Sümpfe als Leitlinien benutzen, Kompasslauf etc. Wege gab es im Prinzip nicht, maximal konnten kleine Pfade genutzt werden. Offene Flächen, die zum Teil über tolle moos- und flechtenüberwachsene Felsplateaus führten, lösten eher rauhes Gebiet (mit vielen Wacholdersträuchern) ab, die wiederum durch wunderschöne Sümpfe und kleine Seen unterbrochen waren. Wacholdersträucher können wirklich ganz schön pieksen. Das Ziel lag direkt am See und lud daher zum Baden (bei 15° Grad Wassertemperatur) ein.

Das Ergebnis war, so der O-Ton, Licht und Schatten. Einige haben den Lauf richtig gut absolviert, andere haben sich völlig abgeschossen. Nun ja, blicken wir nach vorn: Wir haben noch eine Woche Trainingslager.

Am Abend gab es ein für Norwegen typisches Essen: Burger und Fiskekake vom Grill und für die Vegetarier leckere Haferpaddys. Da sich niemand beschwert hat, geht das Küchenteam davon aus, dass es allen geschmeckt hat.

Samstag, 13.08.2022

Der Tag begann wie immer: viele fleißige Hände halfen bei der Frühstücksvorbereitung, so dass sich pünktlich um 8:00 Uhr die hungrige Meute bedienen konnte. An jedem Tag erfolgt vor der Abfahrt die Aufstellung zum Durchzählen unter einem anderen Motto. Nachdem schon Schuhgrößen, Geburtsmonate, Körpergröße u.a. thematisiert wurden, galt es sich heute nach Haarlängen aufzustellen. Alle Athlet*innen und Betreuer*innen da? Na dann los, auf geht’s zum Golf-OL/Relocation.

Aufstellung zur Abfahrt zum Training

Schon die Anfahrt in das Trainingsgelände war unglaublich schön. An einer Stelle konnte sich ein Betreuer den Kommentar nicht verkneifen: „Ich weiß jetzt, wo wir einen Sumpfbergsprint durchführen können.“ Der Parkplatz lag in der Nähe einer Farm, so dass es auch nicht verwunderte, dass einige Kühe und Schafe zu sehen waren.

Der Golf-OL findet in Teams bzw. Kleingruppen statt. Im Prinzip geht es darum, sich Postenverbindungen zu merken (folglich hat nicht jede(r) eine Karte während des Laufes bei sich), Routen zu planen und diese auch abzuarbeiten. Etwas erschwert wird das Ganze dadurch, dass ein(e) Kartenkundige(r) inmitten auf der Strecke, die auch bewusste Umwege implizieren konnte, stehen bleibt, so dass die Läufer*innen sich erneut auf der Karte einlesen mussten (Relocation). Selbst die Jüngeren haben sich tapfer geschlagen und haben die Betreuer*innen wirklich positiv mit ihrer Kartenkenntnis überrascht.  

Der Nachmittag war im Prinzip frei, allerdings waren noch einige Auswertungen und Besprechungen durchzuführen, so dass die freie Zeit viel zu schnell vorbei war. Ein beliebtes Spiel – so der entfernte Eindruck – scheint „Der Plumpsack geht rum“ bei den jüngeren Teilnehmer*innen zu sein. Auch die H16-Jungs haben irgendeine Schritte-Challenge auf dem Campingplatz. Wurde schon erwähnt, dass in den vergangenen Tagen immer wieder mal diverse Friseursalons geöffnet wurden? Gegen 18:15 Uhr hat Emil wieder für alle die Stabi und Dehnung durchgeführt.  Zum Abendessen gab es einen TL-Klassiker: Eierkuchen. In drei Küchen mit je zwei Pfannen und dem Gaskocher im Küchenzelt wurden innerhalb von ca. 2 h über 330 Eierkuchen gebacken. Durchschnittlich wurden 4-5 Eierkuchen gegessen, aber die Spitze lag bei 10 Eierkuchen. Nach dem obligatorischen Betreuertreffen um 21:30 Uhr sind dann vermutlich auch die Letzten gegen Mitternacht ins Bett gefallen.

Freitag, 12.08.2022

Sommer, Sonne, Sonnenschein… so könnte man diesen Tag kurz und bündig zusammenfassen. Røros, eine alten Bergbaustadt und heute auch eine kleine Künstlerstadt, beschied uns zum Sprint und zur Sprintstaffel ein Traumwetter. Das Städtchen ist wunderschön gelegen, hügelig bis bergig, mit vielen kleinen und schmalen Gassen und Durchgängen sowie ganz hübschen Häuschen… einfach toll eben. Fast schon schade, dass gerade kein Winter ist. Parkplatz und Ziel lagen bei beiden Trainings ganz in der Nähe des Røros-Museum.

Da bei dem tollen Wetter nach dem Sprint nichts gegen ein Bad einzuwenden war, fand die Mittagspause am See (Gjettjønna) statt.

Gegen 15:20 Uhr fiel der Startschuss zur Sprintstaffel. Insgesamt machten sich 20 Staffel mit je 3 Läufern auf den Weg. Das „WKZ“-Gelände war einfach klasse, denn der Start, Wechsel und Zieleinlauf befanden sich am bzw. auf den riesigen Schlackenhalden des alten Kupferbergwerks am Museum, die übrigens zum UNESCO-Welterbe gehören. Von 14 Jugendstaffeln haben 2 Staffeln leider Dis (mit gesamt 2 Fehlstempeln) gemacht, naja, aber 3 von 6 Betreuerstaffeln (mit gesamt 4 Fehlstempeln), was wohl zu denken geben sollte…

Donnerstag, 11.08.2022

Alle Sportler*innen und Betreuer*innen genießen heute einen freien Tag. Am Vormittag war eine Gruppe auf dem Høsenfjell und Blaubeeren sammeln, eine andere blieb auf dem Campingplatz und chillte, spielte oder ließ sich von Uwe anleiten, mit openorienteeringmapper zu arbeiten. Ein Ziel war es, die Karte vom Campingplatz zu aktualisieren, die auch für den Mikro-OL benötigt wird. Am Nachmittag konnte Røros besichtigt werden.

Blick vom Høsenfjell

Da es heute nichts sonderlich Tolles aus der OL-Welt zu berichten gibt, könnt ihr stattdessen eine kleine Geschichte lesen.

Trollgeschichte

Wir norwegischen Trolle erleben so einiges. Anders, als von vielen Menschen angenommen, ändern wir zwar bei Tageslicht unser äußeres Erscheinungsbild und nehmen Steinform an, verlieren aber nicht unsere visuellen und auditiven Sensoren. So sehen und hören wir viele Dinge, über die wir uns in unserer WhatsApp-Gruppe rege austauschen.

Menschen, die durch den Wald hoppeln und rot-weiße Wimpel aufhängen, sind uns bekannt.  Auf diese folgen viele bunt gekleidete Menschen nacheinander, besuchen kurz die Wimpel und verschwinden wieder, bis zum Schluss einer kommt und die Farbtupfer einsammelt. In den letzten Tagen wird von unseren Trollkollegen im Kreis Trøndelang, Gemeinde Røros Merkwürdiges berichtet. Morgens, wenn wir uns gerade gemütlich zur Ruhe gelegt oder gesetzt haben, um mit der Landschaft als Stein oder Fels zu verschmelzen, kommen zumeist Herren in fortgeschrittenem Alter in unangemessen farbenfroher und zu eng anliegender Kleidung herangeschnauft. Wir hören sie schon aus der Ferne an ihrem Ächzen und Stöhnen, bald verstehen wir Wortfetzen wie „…zu alt für dieses Gelände…“ und „…muss doch hier irgendwo sein…“. Nun folgt unmittelbar vor unseren Augen eine Art Tanz, bei dem die Tänzer einige Meter nach hüben und drüben wanken und dann wieder mehrere Meter hinauf und hinunter, um schließlich einen Stab mit oben erwähntem Wimpel begleitet von der Beschwörungsformel „passt schon“ in den Boden zu rammen. Offensichtlich können sich diese Menschen den Tanz aber nicht merken, denn immer wieder und unendlich lange wird unterbrochen und die Anleitung, die alle von denen bei sich führen, intensiv studiert. Ist dies beendet, mühen sie sich unter weiteren Verwünschungen des soeben betanzten Geistes namens „Bahnleger“ weiter den Berg hinauf.
Doch was haben sie hinterlassen? Hier wird Verschiedenes berichtet: Einige der genannten Menschen nehmen sich die Zeit, den Stab lotgerecht auszurichten. Von Messwerkzeugen zu  diesem Zweck gab es unbestätigte Gerüchte von ferngereisten Trollen aus dem Gebiet bei Leipzig in Sachsen. Weiterhin wird darauf geachtet, dass der Stab durch den offenen Querschnitt des gleichseitigen Dreiecks des Wimpels möglichst mittig hindurchgeführt wird. Schlussendlich wird der Faden des Wimpels so geschickt geführt, dass die Oberkante dieses Farbtupfers in der Landschaft mindestens 50 cm bis maximal 1 m über dem Boden freischwebend zu hängen kommt. In dieser Position wird das Fädchen mit Hilfe eines blinkenden Kästchens arretiert. Auch hier wird von Messwerkzeugen berichtet. So hat der Wind die Möglichkeit, etwas mit dem Wimpel zu spielen und ihn leicht hin und her zu wiegen. Gern treten diese Menschen dann ein paar Meter zurück, betrachten ihr Werk von verschiedenen Seiten, nehmen vielleicht hier und da noch eine leichte Korrektur vor und machen sich, unter Murmeln der oben genannten Geistesbeschwörungsfloskel auf den Weg. Für uns Trolle ist es eine Freude dieses Kunstwerk zu betrachten.
Jedoch berichten Trolle auch von unschönen, das Auge beleidigende Wimpel. Zum Teil wird der Wimpel lieblos seitlich an den schief eingerammten Stab gebaumelt, sodass der Wind keine Chance zum Spielen hat, sondern die Kante des Wimpels ständig gegen den Stab dotzt und unschön drumherum dreht. Der Faden wird ungeachtet seiner Länge oben an den Stab getüdelt, so dass der Wimpel teilweise mit seiner Unterkante am Gras oder gar Boden schleift. Steht so ein Machwerk in unserer Nähe, bedecken wir schamvoll unsere Augen und wenden uns ab.


Jetzt folgt das Spiel, was wir Norwegentrolle alle kennen. Junge, anmutig anzuschauende Menschen hüpfen behende und flott durch den Wald, besuchen den Wimpel und machen sich wieder davon. Wenn man genau hinschaut, kann man Anerkennung oder Missbilligung in deren Augen lesen, je nach dem, mit welcher Sorgfalt der Wimpel in der Landschaft drapiert wurde.
Ist dieses zauberhafte Schauspiel vorüber, kommen wieder ähnliche Gestalten wie am Morgen und sammeln die rot-weißen Fähnchen ein. Einige blicken stumpfsinnig vor sich hin, studieren ihre Anleitung, reißen den Stab, an der oberen Halterung für das blinkende Kästchen anfassend, aus dem Boden (als wäre es ein zu entfernender Zahn) und taumeln weiter. Andere betrachten das Objekt zunächst und nicken anerkennend oder rollen verzweifelt mit den Augen. Dann wird das Kästchen vorsichtig aus seiner Halterung gelöst und sorgsam verstaut, der Wimpel vom Stab genommen und der Stab, einer Wiesenblume gleich, vorsichtig aus dem Boden gezupft.
Manchmal haben wir Trolle Glück und der erste und letzte Mensch des Tages ist jemand mit einem sonnigen Gemüt und feinem Gespür für die Schönheit der Welt, des Waldes und des Wimpels. Aber manchmal haben wir leider auch Pech.

Mittwoch, 10.08.2022

Wort des Tages: tommelfinger.

Nachtrag vom Vorabend: Heiße Diskussionen entbrannten nach „Redaktionsschluss“ bei der Betreuerbesprechung. Die Frage, die es zu lösen galt, war, wie man am besten den Postenschirm am Ständer befestigen sollte, damit dieser nicht zu tief hängt oder irgendwo rumbaumelt. Das Ende vom Lied: es muss wohl mal eine Postenhänger-Schulung geben. 🤣

Übrigens: Der Partner-OL schien richtig gut angekommen zu sein, da niemand meckerte (obwohl es regnete). Auch haben die „Großen“ viel Lob über die Leistungen der „Kleinen“ ausgesprochen.

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Am Morgen: Sonne!!! Na gut, es war etwas windig, dafür aber schon morgens angenehm warm, so dass man das Frühstück bereits im T-Shirt einnehmen konnte. Die Aufstellung zur Abfahrt zum ersten Training erfolgt nach Geburtsmonat. Natürlich muss immer durchgezählt werden, ob auch wirklich alle da sind. Das erste Training war ein von Uwe konzipiertes Multitechnik-Training, wobei der Fokus vor allem auf Kompass-Lauf und Feinorientierung im Postenraum lag. Die D/H 20 konnte auch eine Bahn als Gedächtnis-OL absolvieren. Das Laufgebiet lag wieder dort, wo am Vortag bereits der Vielposten-OL stattgefunden hatte. Danke an Annett für die Fotos!

Nach der Mittagspause hieß es: „Auf geht’s zur Schleppstaffel!“ Diese fand in dem Laufgebiet statt, in welchem am gestrigen Tag der Partner-OL absolviert wurde. Die Schleppstaffel wird im Zweierteam mit Massenstart durchgeführt, wobei Läufer A + B gleichzeitig starten und jeweils einen Posten hängen, dann zum Start zurückkehren, den Posten des jeweils anderen Teampartners (also A holt Posten von B, B holt Posten von A) anlaufen, und den „gefundenen“ Posten zum nächsten Standort bringen, dann wieder zum Start zurückkehren, um erneut den jeweils vom Partner gesetzten Posten anzulaufen usw. Hierbei war genaues Orientieren ebenso angesagt, wie auch die Postenbeschreibung genau umzusetzen. Im Laufgebiet gab es jede Menge von Heide überwachsene Steine, viele Sumpfgebiete, aber auch pieksige Wacholdersträucher, Blaubeeren und Pilze (letzteres konnte vermutlich nur von den Betreuern wahrgenommen werden) und leider unendlich viele Mücken, die aber vermutlich auch nur die Betreuer gestochen haben, die auf Kontrollposten waren. Socken, Gürteltaschen, Trikots, bunte Beutel, Gummistiefel dienten als Postenmarkierung. Gut gelaunt sind alle wieder im Ziel gelandet.

Doch das Training war noch nicht vorbei!!! Der Weg zum Parkplatz führte an so einem schönen Sumpf vorbei, dass am Vorabend ein kleiner Plan ausgeheckt wurde: Statt eines Bergsprints sollte es einen Sumpfsprint geben. Möge bloß keiner danach fragen, wie alle hinterher aussahen. Überaus Übermütige genossen im Anschluss noch ein Sumpfbad.

Die Autorin weiß leider nicht, ob alle am Parkplatz einigermaßen sauber in die bereitstehenden Kleinbusse einsteigen konnten, jedoch lockte noch ein Badesee am Ortseingang von Røros. Dort fand auch die Stabi und Dehnung statt, während das Küchenteam bereits auf den Campingplatz fuhr, um das Abendessen (Chili sine Carne) und Salat vorzubereiten.

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Samstag, 6.8.2022

Bereits drei Familien (plus Ellen) reitsen einen Tag vor Trainingslagerbeginn an. Gut so! So konnte die Gegend schon mal erkundet werden, mit der Campingplatzmutter ein paar Worte gewechselt werden und einfach schon mal die Vorfreude auf das kommende TL miteinander geteilt werden.

Blick vom Campingplatz Røste

Sonntag, 07.08.2022

Am Vormittag war ein kleiner Teil schon mal einkaufen, d.h. vor allem die Preise abchecken. Für 70 Leute zu planen wird hoffentlich genauso gut funktionieren wie in den vergangenen Jahren. Und versprochen: Kartoffelpü mit Weißkrautsalat wird es nicht geben!

Mini-Tour zur Høsenfjellhytta
Was für ein herrlicher Wald!

Der größere Rest der Bande trudelte zwischen 17:00 und 20:00 Uhr ein. Leider hat das Gasflaschen-Kaufen nicht so gut funktioniert – es gab keine Adapter -, so dass spontan gleich mal am ersten Tag der Essensplan über den Haufen geworfen wurde und statt Nudeln mit Tomatensoße zu kochen gegrillt wurde. Grillpølser geht doch irgendwie immer. Dank fleißiger Salat- und Gemüseschnippler stand auch ein leckerer Salat bereit.

20:45 Uhr gab es dann die obligatorische und auch notwendige Ansprache des Häuptlings. Alle sind gut in Kabinen und Zelten untergekommen und dürfen nun bei gerade 8 ℃ von tollen Trainings in den kommenden Tagen träumen. Also, auf geht’s oder wie man in einigen Regionen sagt: Kartenriss und Kompassbruch (oder andersrum).

Nachtruhe für die „Kleinen“: 22:00 Uhr, für die „Großen“: 23:00 Uhr. Mal gucken, wie viele Augen zugedrückt werden müssen…. 😉

Montag, 08.08.2022

Hej, wo ist die Sonne? Gustav meinte, dass um 5:00 Uhr die Sonne schon geschienen hätte. Naja, vielleicht hat er nur davon geträumt. Die Nacht war kalt (3-4 ℃), kaum zu glauben, wenn man an das heiße Deutschland denkt.

8:00 Uhr (so wird es die nächsten Tage sein) gab’s Frühstück. Abfahrt zum 1. Training: 9:30 Uhr.  Das erste Training war ein Score-OL. Ziel war es für heute vor allem den Wald ganz ohne Druck kennenzulernen. Entsprechende wurden keine SI-Stationen in den Wald gestellt.

O-Ton: „So ein geiler Wald.“ Das Gelände war offen, moosig und von vielen Flechten durchsetzt. Es wurde vom Blumenkohlwald gesprochen, da die vielem Flechten Gebilde wie kleine Blumenkohle bildeten. Die Höhenformationen waren gut sichtbar, na klar, die Sonne war ja mittlerweile rausgekommen … herrlich warm (wenn man vorher bereits eine Woche im norwegischen Regen verbracht hat). Aber auch diffizileres Gebiet war vorhanden, in welchem man mal ein bißchen genauer schauen musst.

Blumenkohlwald…

Nach der Mittagspause ging es 15:00 Uhr zum zweiten Training: Linien-OL. Es gilt hierbei keine eigene Route zu wählen, sondern immer der eingezeichneten Linie auf der Karte zu folgen. Es gab keine eingezeichneten Posten, aber an manchen Stellen auf der Linie standen Posten, die natürlich auch gelocht werden mussten. Ein paar Fake-Posten zur Verwirrung oder anders gesagt, zur genauen Kontrolle, waren inklusive. Bei diesem Training war definitiv Orientierung gefragt (siehe Karten). Das Gelände war hübsch feinkupiert, Senken, Löcher und erstaunlich hohe Hügel. Dank an Konsti, der uns gefühlt durch jede Senke, jedes Tälchen und über alle Hügel schickte. Und Leute, das Wetter war ein Träumchen.

Zurück vom Training fand auch wie in jedem TL die obligatorische Dehnung und Stabi statt (Foto folgt später). Anschließend, so gegen 19:30 Uhr, gab es Abendessen: Salat, Nudeln mit Tomatensoße und Würstchen. Hoffen wir mal, dass es allen geschmeckt hat. Und was folgt nach dem Essen? Natürlich, die Auswertung … ab 20:30 Uhr.

Ob es wohl auch in dieser Nacht die tollen Polarlichter geben wird, die einige Betreuer in der Nacht zuvor gesichtet haben?

Dienstag, 09.08.2022

Och nö, was klopft da sachte ans Zeltdach? Das wird doch nicht …. o doch, es ist feiner Nieselregen. Schnell wurde das Mannschaftszelt aufgebaut. Das Morgenprozedere kennt jeder: Kaffee und Tee kochen, Müsli und Marmelade sowie Honig (Danke an alle Spendierfreudigen!) rausstellen, Brotschüssel (Polarbrot ist immer noch der Renner) vorbereiten, Porridge kochen, Obst schnippeln und schwupps ist das Frühstück vorbereitet. Dank der vielen Helfer läuft alles wie am Schnürchen. Nach Ansprache, Zählung und Kontrolle, ob alle Sachen tatsächlich eingepackt wurden, ging es um 9:30 Uhr endlich zum ersten Training: Partner-OL. Hierbei läuft immer ein(e) „Kleine(r)“ (es zählte nicht die Körpergröße) mit einer/m „Großen“ gemeinsam eine Strecke. Es gab also viele Erklärbärlis im Wald, wobei interessant war, wer denn wem eigentlich etwas erklärte. Verschiedene Teams waren am Start, wie z. B. Team Kunterbunt, Team Groß und Klein, Team Schnell, aber verpeilt, die Schweigsamen, das Chaos-Team und viele mehr. Damit es nicht ganz einfach wird, wer mit wem gemeinsam startete, hier ein kleines Rätsel (Tipp: der/die „Kleine“ wird zuerst genannt):

Team 1: Karmor / Team 2: Chardav / Team 3: Timkar / Team 4: Luimar / Team 5: Grefra / Team 6: Milsta / Team 7: Jakmar / Team 8: Flomal / Team 9: Janjul / Team 10: Aikjon / Team 11: Luiann / Team 12: Fenmar / Team 13: Emivin / Team 14: Lilliv / Team 15: Tomels / Team 16: Nikkon / Team 17: Matloi / Team 18: Selflor / Team 19: Annlon / Team 20: Lenans / Team 21: Raphann / Team 22: Emmeli

Außer Konkurrenz starteten die Teams Dorant, Julgus, Danand und Karbri.

Die Streckenlängen betrugen zwischen 2,3 und 2,6 km, verteilt auf 4 Bahnen. Das Gelände war eher sanft hügelig mit vielen von Moos und Heide überwachsenen Steinen, kleinen Kuppen und Tälchen und an einigen Stellen sehr feucht. Der Start erfolgte noch im Regen, aber im Ziel kamen alle trocken an (ha, ha, zumindest, was den Regen anging).

Um 15:00 Uhr hieß es erneut Abfahrt, dieses Mal zu Andys Vielposten-OL. Dieser führte uns wieder in wunderschönes, typisch norwegisches Gelände. Kurze Postenabstände, häufige Richtungswechsel forderten genaues Orientieren, wie in den vorangegangenen Trainings geübt, und permanent hohe Konzentration. Viele kleine moos- und flechtenüberwachsene Steine erschwerten das Laufen massiv und machten teilweise das Kartelesen während des Laufens unmöglich. Die auch viel vorhandenen großen und kartierten Steine halfen beim Orientieren. Hatte man sich jedoch einmal „abgeschossen“, wusste also nicht mehr ganz genau wo man war, wurde das Wiedereinlesen aufgrund der Unmengen von Steinen und Tälchen und Kuppen und Senken zu einer echten Herausforderung. Das Potential Fehler zu machen war auch in diesem Gelände sehr hoch.

Im Ziel gab es eine Belohnung in Form von Keksen und Obst.
Einige verrückte, die es nicht lassen konnten, traten den 5 km langen Rückweg zu Fuß im Laufschritt an und im Anschluss folgte wie jeden Tag Stabi und Drehung (das ist ein Insiderwitz!). Nach dem Abendessen (zwar Kartoffelpü, aber in diesem Jahr mit Kjøttboller) fand ab 20:45 Uhr wieder die Auswertung in den Altersgruppen statt.